Von Martin Kopp (Hamburger Abendblatt)
Hamburg. Der Münchner Siemens-Konzern will seine Präsenz in Norddeutschland massiv ausbauen. Nach Informationen des Abendblatts prüft das Technologieunternehmen den Bau einer neuen Unternehmenszentrale für die Division Windenergie in Hamburg. Daneben sollen ein Technologiezentrum sowie Demonstrationsanlagen für den Einsatz von Windkraftwerken entstehen. Wie das Abendblatt weiter erfuhr, geht es um Investitionen im hohen zweistelligen bis dreistelligen Millionenbereich. Bis 2017 sollen deutlich mehr als 1000 zusätzliche Arbeitsplätze bei Siemens in Hamburg aufgebaut werden.
Zur Absicherung der Investition plant das Unternehmen eine umfangreiche Kooperation mit dem Senat der Hansestadt, mit Hochschulen und den vor Ort ansässigen Energieunternehmen. Einzelheiten zum Ausbau des Standorts sind bei zwei Treffen von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) mit zwei Siemens-Vorständen Anfang des Jahres bereits besprochen worden. Da zahlreiche Behörden in das Projekt eingebunden sind, hat sich der Senat ebenfalls mit dem Thema befasst. Koordinator des Großprojekts ist der Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, Bernd Egert.
Wie es weiter hieß, verhandelt Siemens im Rahmen der Kooperation mit der Technischen Universität TU Hamburg-Harburg über die Einrichtung zweier neuer Lehrstühle für Energie – einem, der sich speziell mit der Speicherung von regenerativ erzeugtem Strom befassen soll, und einem zum Thema Offshore.
Bereits im September 2011 hatte Siemens angekündigt, Hamburg zum neuen Standort seiner Weltzentrale für Windenergie zu machen. Von hier aus will das Unternehmen seine drei regionalen Windzentren im dänischen Brande, in Orlando (USA) und in Shanghai in Asien steuern. Damals war allerdings von 300 zusätzlichen Jobs die Rede, die zunächst einmal am bisherigen Hamburger Standort am Berliner Tor aufgebaut werden sollten. Jetzt geht es offenbar um wesentlich mehr: Neben einem Technologiezentrum zur Erforschung der Speichermöglichkeiten von Windenergie wird auch über die Einrichtung eines Showrooms für Kunden sowie einer großen Demonstrationsanlage für Siemens-Produkte auf dem Feld der erneuerbaren Energien gesprochen.
Unklar ist, wo das Unternehmen sein neues Hauptquartier für Windenergie ansiedeln wird. Denkbar ist ein Standort in der östlichen HafenCity. Hier hat der Senat erst vor wenigen Tagen den Weiterbau der U-Bahn beschlossen. Der Senat erwägt aber auch, Siemens für das Überseequartier zu begeistern. Dort ist kurz vor Weihnachten das Konsortium auseinandergebrochen, weil ein Investor absprang. Mit einem so bedeutsamen Ankermieter wie Siemens wäre die Investition des Konsortiums wieder abgesichert. Klar ist aber: Zur Aufstockung der mehr als 1000 Arbeitsplätze braucht Siemens Platz. Allein die neue Divisionszentrale braucht 20.000 Quadratmeter. Der Münchner Vorstand wird seine Investitionsentscheidungen voraussichtlich erst im April treffen. Im Grundsatz ist der Ausbau beschlossen. Derzeit beschäftigt Siemens in diesem Bereich rund 500 Mitarbeiter in Hamburg, 280 in der Projektierung von neuen Windkraftanlagen, weitere 220 im Netzausbau. Hinzu kommen weitere 1000 Mitarbeiter in den übrigen Geschäftsfeldern des Konzerns.